von Roy Brüllhardt, im Juni 2024
In jüngster Zeit konnten wir eine Verschiebung in den Strategien einiger der grössten Unternehmen der Schweiz beobachten. Migros, Mobi und SBB haben ihre Innovationsabteilungen reduziert oder ganz eingestellt und konzentieren sich stattdessen auf ihr Kerngeschäft. Die Post kauft Innovation hinzu. Dies ist eine Abkehr von der dualen Strategie, die sie zuvor verfolgt haben, bei der sie sowohl auf Wachstum im Kerngeschäft als auch auf eigene Innovationen setzten.
Es stellt sich die Frage, warum diese Unternehmen diese Änderung vorgenommen haben und ob die duale Strategie insgesamt gescheitert ist. Ich denke nicht. Vielmehr sehe ich, dass diese Unternehmen Schwierigkeiten hatten, ihre Innovationsbemühungen zu skalieren. Oder sie waren bei der Suche nach dem "nächsten grossen Ding" vielmehr auf der Suche nach der nächsten Disruption und entfernten sich so zu weit weg von ihrem Kerngeschäft.
In dieser Zeit großer Unsicherheit ist es wichtiger denn je, dass Unternehmen sich mit Zukunft beschäftigen und sie erforschen. Die Prozesse und Strategien, die für das Wachstum im Kerngeschäft notwendig sind, unterscheiden sich zwar massgeblich von denen, die für die Erforschung der Zukunft notwendig sind. Unternehmen müssen trotzdem in der Lage sein, in die Zukunft zu schauen und verschiedene mögliche Zukünfte zu antizipieren.
Es ist auch wichtig anzuerkennen, dass es nicht nur eine Zukunft gibt, sondern mehrere mögliche Zukünfte (und Szenarien). In einer dieser Zukünfte könnte schliesslich das nächste Kerngeschäft oder der nächste Wachstumsmotor liegen.
Die duale Strategie erlaubt es Unternehmen, sowohl im Jetzt als auch im Morgen aktiv zu sein. Sie können ihr bestehendes Geschäft verbessern und gleichzeitig die Zukunft erforschen und Experimente durchführen. Sie können herausfinden, welche Zukunft wahrscheinlicher ist und planen, wie sie ihre Stärken nutzen können, um in dieser Zukunft auch weiterhin erfolgreich zu sein.
Abschliessend lässt sich sagen, dass die Dualität weiterhin wichtig ist, ohne dabei das Kerngeschäft aus dem Fokus zu verlieren. Es ist deshalb notwendig, in der Nähe des Kerngeschäfts zu forschen und nicht verzweifelt nach Disruption zu suchen. Denn - das zeigt uns die Vergangenheit - disruptive Technologien und Disruption sind nicht planbar und kommen selten bis nie von bestehenden Playern.
Foto von Felix Mittermeier auf Unsplash