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Agil … wirklich?

mutzone – Portrait Roy Büllhardt, Strategie, Transformation, Leadership

Etliche Unternehmen leben derzeit in hybriden Modellen. Unternehmens- und ich-zentrierte Ziele stehen in Konflikt mit einer auf den Kunden ausgerichteten Zusammenarbeit. Im Grunde also immer noch tayloristisch, allerdings in einer VUCA-Welt, die verlangt sich dem Druck anzupassen, zu kollaborieren und kreative Lösungen für komplexe Probleme zu finden.

Agilität funktioniert nicht in tayloristischen Hierarchie - sondern in der Heterarchie: dezentrale Entscheidungen, Selbststeuerung und Selbstbestimmung stehen hierbei im Vordergrund. Verordnete oder eingeforderte Arbeit in Form von agilen Vorgehensmodelle zu machen (z.B. Design Thinking als vertrauensvoller Rahmen) reichen für heutige Anforderungen nicht mehr aus.

Volle Potenzialentfaltung wird lediglich mit der Arbeit an der Grundhaltung möglich- dem Mindset, und zwar konsequent in allem. Haltung, Werte und Prinzipien. Warum? weil…

  • Haltung definiert Werte.
  • Werte führen zu Prinzipien.
  • Prinzipien definieren Verhalten.

Darum geht Agilität alle etwas an!

Erinnern wir uns an die Stacey-Matrix: im komplexen Umfeld, sollen agile Methodiken angewendet werden - einem Umfeld das von Ungewissheit und ständig wechselnden Rahmenbedingungen geprägt ist. Wie anstrengend für ein einzelnes Individuum! Agilität ist nicht nur Aufgabe jedes Einzelnen, sondern auch des Systems.

Das Individuum wird im komplexen System, mit dem arbeiten, was zur Verfügung steht, d.h. Methoden/Prinzipien, die bekannt/vertraut sind. Die Folge: es wird leichter und verdaubarer. Probleme entstehen dann, wenn keine Idee mehr da ist. Und hier schalten sich dann Werte und Prinzipien ein, die dem Individuum Sicherheit geben. In welchem Arbeitssystem bewegt sich also das Individuum? Einem vertrauensvollen, mutigen und ressourcenorientierten System? Wenn nicht, nützt alles agile Verhalten auch nichts.

Agilität fördert das Spannungsfeld zwischen Individuum und Arbeitsumfeld zu Tage- also sollte sich jedes Unternehmen fragen: was ist denn unser Menschen- und Arbeitsbild? Welches System kultivieren wir mit welchen Werten, damit Individuen darin agil arbeiten können?

Tricky Questions:

  • Ist es wichtiger, Unternehmensziele zu erreichen oder die Probleme der Kunden zu lösen?
  • Sollten wir erst den Umsatz oder erst den Mehrwert für die Kunden steigern?
  • Sollen Teams gut geölte Maschinen sein oder sind Fähigkeitsentwicklungen für die Zukunftsgestaltung wichtiger?

Kultivieren wir die Superpower der Zukunft zusammen! Und zwar so:

  • Akzeptanz, dass die Welt nicht kontrollierbar ist - Ungewissheit begrüssen und als gemeinsame Aufgabe verstehen
  • Offenheit gegenüber Veränderung verinnerlichen und Verständnis pflegen, dass Veränderung Teil des Individuums und des Systems
  • Lernkultur pflegen - nur über Fehler wird gelernt, uns das in einem Vertrauensvollen Umfeld.
  • Über Selbstbild- und Fremdbildabgleich den inneren, individuellen und Unternehmens-Kompass kontinuierlich abstimmen
  • Systemisch denken und handeln

Das alles braucht Mut, weil wir uns selbst und dem System eingestehen, dass wir vulnerabel sind.

Bild: Portrait of Ruth Asawa working inside the lobe of a looped-wire sculpture, 1957. Photo by Imogen Cunningham. © 2019 Imogen Cunningham Trust. Courtesy of Imogen Cunningham Trust. https://www.artsy.net/article/artsy-editorial-enduring-legacy-ruth-asawas-mesmerizing-sculptures